Auf der Reise setzte Jesus
zweiundsiebzig Jünger ein,
die er in die Städte sandte,
wo er selber wollte sein.
Immer zwei und zwei zusammen,
schickte er sie vor sich her
in die Orte Richtung Süden,
durch die Landschaft kreuz und quer.
Jesus sprach bevor sie gingen:
„O, die Ernte ist sehr groß.
Doch nur wenige, die helfen.
Ihr geht heute für mich los.
Bittet doch den Herrn der Ernte,
dass er noch mehr Menschen schickt,
um die Früchte einzuholen.
Und seid deshalb nicht geknickt.
Geht nun hin, weil ich euch sende.
Es wird schwer, was ihr jetzt tut.
Wie die Lämmer unter Wölfe
schicke ich euch. Ihr braucht Mut.
Ihr braucht keine große Tasche,
keine Schuhe und kein Geld,
denn Gott wird schon für euch sorgen.
Ihr seid bei ihm angestellt.
Haltet euch nicht auf mit Grüßen,
macht kein lang Palaver draus.
Wenn ihr kommt, so sollt ihr sagen:
‚Friede sei in diesem Haus!’
Ist dort dann ein Kind des Friedens,
wird der Friede auf ihm ruh’n.
Doch es wird auch Menschen geben,
die den Segen selbst vertun.
Dann wird sich der Friede Gottes
wieder wenden zu euch hin.
Gastfreundschaft für Gottes Boten
war schon immer ein Gewinn.
Bleibt in einem Hause wohnen.
Esst und trinkt, was man euch gibt.
Nichts soll unrein euch erscheinen,
wo man Gott von Herzen liebt.
Jeder kocht auf seine Weise.
Mancherart wird Gott geehrt.
Nehmt es an als Gottes Boten.
Arbeit ist des Lohnes wert.
Nehmen sie euch auf in Städten,
esst, was man auch vorgesetzt,
heilt die Kranken, helft den Menschen,
lindert Schmerzen, wer verletzt.
Und erzählt vom Reiche Gottes.
Sagt: ‚Es ist euch nahe schon!
Nahe ist euch Gottes Liebe.
Nahe ist der Menschensohn.’
Wollen sie nichts davon hören,
und wenn man euch nicht aufnimmt,
schüttelt ab den Staub der Stätte.
Auf den Straßen sprecht ergrimmt:
‚Gottes Reich kommt, sollt ihr wissen.
Doch ihr seid dafür nur taub.
Wir woll’n an den Füßen tragen
nicht von dieser Stadt den Staub.’
Sodom wird es besser gehen,
angenehmer als der Stadt,
die die Heilszeit nicht erkannte,
die euch nicht gewürdigt hat.
„Wehe dir, du Stadt Betsaida!
Wehe dir, du Chorazin!
Diese Städte sahen Taten,
Gottes Kraft dort stark erschien.
Wenn in Tyros oder Sidon
so etwas geschehen wär’,
säßen sie in Sack und Asche;
sind sie sonst auch ordinär.
Wie viel Wunder sind geschehen.
Dort sah man schon Gottes Plan.
Doch in Sidon oder Tyrus
hätte Buße man getan.
Denen wird es besser gehen,
noch erträglich im Gericht,
als euch dort in Galiläa.
Dabei war das Heil so dicht.
In Kapernaum ich wirkte,
ja, ich wohnte sogar dort.
Kommst du deshalb in den Himmel?
Nein! Verstoßen wird der Ort.“
Jesus redet nicht nur einzeln
jeden Mensch persönlich an,
sondern spricht zu ganzen Städten
damals im Land Kanaan.
Schließlich geht es ihm ums Ganze,
um die Menschheit, um die Welt.
Keiner lebt für sich alleine.
Jeder seinen Platz erhält.
„Wer euch hört, der wird mich hören!“
sagte Jesus noch danach.
„Und wer euch sogar verachtet,
der bringt mir entgegen Schmach.
Und wer mich nicht richtig achtet,
der verachtet letztlich den,
der mich auf die Erde sandte;
später werdet ihr ihn sehn.“
LUKAS 10,13-16
Alle sind sie losgezogen,
zweiundsiebzig an der Zahl.
Als sie später wiederkamen
war die Freude kolossal.
Fröhlich sprachen sie zu Jesus:
„Es ist toll, Herr, was wir sah’n.
Denn uns sind in deinem Namen
auch die Geister untertan.“
Darauf antwortete Jesus:
„Ich sah, wie der Satan fiel!
Wie ein Blitz fiel er vom Himmel.
Seine Macht kam nicht ans Ziel.
Seine Kräfte sind gebrochen.
Er klagt euch nun nicht mehr an.
Er hat keinen Platz im Himmel,
überwältigt ist sein Bann.
Seht, ich hab euch Macht gegeben,
wo auch immer ihr mal steht,
ob ihr über gift’ge Schlangen
oder Skorpione geht.
Nichts und niemand soll euch schaden,
auch nicht die Gewalt vom Feind.
Ihr habt Macht mit meinem Namen,
denn ihr seid mit mir vereint.
Freut euch nicht, dass euch die Geister
untertan gewesen sind.
Freut euch mehr, dass ihr mit Namen
Gott bekannt seid als sein Kind.
Mehr als eure Gnadengaben,
mehr als ihr für Gott je tut,
zählen in dem Himmel Namen!
Aufgeschrieben sind sie gut.
Freut euch, dass ihr eingeschrieben
in die Liste Gottes seid.
Diese Freude wird euch tragen
bei Verspottung und durch Leid.“
Jesus war so voller Freude,
dass er jubelte voll Geist:
“O! Ich preise dich, mein Vater,
der du alle Dinge weißt.
Herr des Himmels und der Erde!
Selbst die Klugen wissen nicht
und den Weisen ist verborgen,
was du kundtust klar und schlicht.
Einfachen und kleinen Leuten
hast du göttlich offenbart
deinen Willen, deine Wahrheit,
deinen Geist und deine Art.
Ja, das hat dir so gefallen,
Vater, du hast Freude dran,
dass der unmündige Trottel
dich als Gott erkennen kann.
Alles hast du mir gegeben.
Niemand kennt echt deinen Sohn.
Nur du, Vater, kennst mich eben,
und ich kenn dich auf dem Thron.
Und es soll dich auch erkennen,
wem ich’s offenbaren will.
Du wirst sichtbar für die Kleinen.
Für die Großen bleibt es still.“
Jesus sprach zu seinen Jüngern,
sagte ihnen nur allein:
„Was ihr seht mit euren Augen,
- selig soll’n die Augen sein!
Denn es wollten schon Propheten
und auch Könige gern sehn,
was ihr seht und was ihr wahrnehmt.
Jene sah’n nicht das Gescheh’n.
Und sie wollten gerne hören,
was ihr hört mit euren Ohr’n.
Jenen blieb es still verschlossen.
Ich hab euch dazu erkor’n.
LUKAS 10,17-24
Manchmal stellen Menschen Fragen,
um zu ärgern, einfach so,
nur aus Selbstsucht, um zu reizen,
denn sie sind gern schadenfroh.
Da war jener Schriftgelehrte,
der bei Jesus dies probiert.
Er fragt ihn nur um zu fragen,
ohne Ernst, doch routiniert.
„Meister! Ich will ewig leben!
Wie erreiche ich das nur?
Was muss ich tun?“ fragt er hämisch.
Doch die Frage ging retour.
Jesus fragt: „Was steht geschrieben?
Im Gesetz – was liest du dort?“
„Du sollst Gott von Herzen lieben,
überall, in einem fort.
Liebe ihn von ganzer Seele!
Liebe ihn mit aller Kraft!
Lieb den Nächsten, wie dich selber!
Ewig lebt, wer das geschafft.“
Jesus sprach: „Geh hin und tu das!“
Der Gelehrte aber fragt:
“Ja, wer ist denn nun mein Nächster?“
Weil die Antwort nicht behagt.
Um sich selber Recht zu geben,
um den Nächsten fern zu seh’n,
um für den nichts tun zu müssen,
wollte er es nicht versteh’n.
Jesus wählte den Vergleich aus
und erzählte klar und schlicht
die Geschichte von den Nächsten,
von Barmherzigkeit und Pflicht:
„Ziemlich trocken, karge Gegend,
viele Steine, wüstes Land, -
dort lag einer, halb erschlagen,
blutend an dem Straßenrand.
Von Jerusalem gekommen
ging er Richtung Jericho,
war von Räubern überfallen –
auf der Straße irgendwo.
Hatten ihn nackt ausgezogen,
schlugen furchtbar auf ihn ein,
ließen ihn dort halbtot liegen,
alles schmerzte, Arm und Bein.
Würde nicht bald Hilfe kommen,
war es mit dem Mann vorbei.
Doch den Räubern war das Leben
Dieses Menschen einerlei.
Wie der Zufall es so wollte,
war der Gottesdienst g’rad aus.
Und ein Priester aus dem Tempel
ging auf diesem Weg nach Haus.
Sauber waren seine Hände.
Kultisch war er völlig rein.
Wer im Tempel für Gott diente,
musste frei von Sünde sein.
Er sah den Verletzten liegen
- und beschleunigte den Schritt.
Würde er jetzt Blut berühren,
dann befleckt er sich damit.
Ohne auch nur anzuhalten
ging er stracks an ihm vorbei,
machte sich schnell aus dem Staube
und wich aus der Schererei.
Auch ein zweiter Gottesdiener
ging vorüber, -ein Levit,
dachte vielleicht an die Räuber,
- und beschleunigte den Schritt.
Beide hatten ihn gesehen,
offensichtlich lag er dort.
Beide kannten die Gebote.
Beide liefen nur schnell fort.
Noch ein dritter kam des Weges,
der ein Samariter war,
von den Juden tief verachtet,
wie ein Gottesfeind sogar.
Diesem ging das Leid zu Herzen.
Er hielt an, als er ihn sah.
Er ging hin, um ihn zu retten,
und er war ihm einfach nah.
Er versorgte dessen Wunden,
pflegte sie mit Öl und Wein.
Er verband die schlimmsten Stellen,
hob ihn hoch aus Staub und Stein.
Danach legte er den Kranken
auf sein Tier und brachte ihn
in das allernächste Gasthaus,
was das beste ihm erschien.
Dort nahm er sich Zeit zur Pflege.
Dort versorgte er ihn gut.
Er tat alles, was er konnte,
machte auch dem Kranken Mut.
Er blieb bis zum nächsten Tage
und bezahlte dem Wirt Geld,
auch im Voraus für die Pflege,
und er hat ihm noch bestellt:
“Wenn er mehr braucht zur Gesundung,
zahle ich das nächste mal,
wenn ich wieder hierher reise,
dir den Rest dann noch pauschal.“
Welcher war denn nun der Nächste,
dem der unter Räuber fiel?
Was meinst du, wer ist der Nächste?
Wem ist Hilfe nicht zuviel?“
Jesus fragte den Gelehrten,
der gut kannte Gottes Schrift.
Dieser merkte durch das Gleichnis,
wen die Sache hier betrifft.
„Es half nur der Samariter,
der Verletzte tat ihm leid.
Ich erkenne durch das Beispiel:
dieser tat Barmherzigkeit.“
Jesus sagte: „Tu das gleiche!“
Damit ließ ihn Jesus steh’n.
Wer den Nächsten will entdecken,
muss nur offnen Auges geh’n.
Not liegt oft zu unsern Füßen,
auf der Straße, an dem Rand.
‚Sehen’ reicht nicht aus zur Hilfe.
Leid braucht auch noch Herz und Hand.
Gott dient man nicht nur im Tempel.
Er begegnet uns auch dort,
wo wir helfen, heilen, pflegen,
wo wir handeln nach dem Wort.
Unsre Hände werden schmutzig,
und es braucht auch Geld und Zeit,
helfen wir auf unsern Wegen
Menschen, die in Not und Leid.
Auf seinem Weg durch‘s heil‘ge Land
war Jesus vielerorts bekannt.
Er hatte manchen Ort gesehen
und sagte dann: „Kommt, lasst uns gehen!
Die Reise ist schon weit gedieh’n,
wir wollen nach Bethanien zieh’n!"
Dort wohnte Martha, die er kannte,
die ihm sofort entgegen rannte,
als sie von seiner Ankunft hörte
von einem, der zu ihm gehörte.
Sie freute sich, ihn selbst zu sehn
und konnte sich nicht unterstehn,
ihm etwas Gutes tun zu wollen.
Und trotz der vielen vorwurfsvollen
Blicke, die sie jetzt abbekam,
lud sie ihn ein - so ganz spontan.
„Das Essen ist zwar noch nicht gar"
sprach sie zu ihm und seiner Schar,
„doch kommt nur rein, ich lad' euch ein,
ihr sollt heut meine Gäste sein!"
So gehen sie zu ihrem Haus,
und Martha eilt ihnen voraus.
Sie sagt Maria, ihrer Schwester,
dass Jesus kommt, ihr Freund, ihr bester.
Sofort eilt Martha in die Küche.
Schon ziehen durch das Haus Gerüche
von frischem Brot und edlem Wein
- für ihn muss es das Beste sein.
Sie holt das Fleisch - von Rind und Kalb
und auch Gehacktes - halb und halb.
Sie tut es in die große Pfanne,
gießt Öl darüber aus der Kanne,
dann würzt sie es mit Majoran,
tut dazu etwas Knoblauch dran.
Sie schmeckt es ab - es fehlt noch Salz,
und sicher schmeckt dazu auch Schmalz.
Nun schnell noch den Salat geputzt,
Ach! - Jetzt ist noch ihr Kleid beschmutzt!
Sie zieht sich schnell die Schürze an
und stößt dabei den Mehltopf an.
Nun wird die Arbeit ihr zuviel,
denn Essen machen ist kein Spiel.
Wo steckt sie nur - die faule Schwester?
- Maria wird g'rad bibelfester.
Sie sitzt zu Füßen von dem Meister,
in seiner Lehre unterweist er.
Sie lauscht begierig seinem Worte,
denn es ist von besondrer Sorte!
„Das ist ja doch wohl unerhört,“
denkt Martha und ist echt empört.
„Ich darf mich in der Küche plagen!
Kannst du nicht meiner Schwester sagen,
dass sie mir dabei helfen soll?“
sagt sie zu Jesus vorwurfsvoll.
Doch Jesus sagt ihr: ,,Martha, Martha!
Du hast so eine Eigenart, ja,
du machst dir Mühe und viel Sorgen
und schuftest seit dem frühen Morgen.
Du hast mich jetzt bei dir zu Gast,
doch bist du ohne Ruh’ und Rast.
Im Leben geht’s nicht nur um Brot.
Es gibt auch manche andre Not.
Ich bin jetzt hier, da gibt’s nur eins.
Ich wünschte mir, es wär auch deins.
Maria hat das gut verstanden,
und das geht niemals ihr abhanden.
Um aufzunehmen Gottes Wort,
dafür ist Zeit jetzt hier und Ort.“
LUKAS 10,38-42